Heisse Sommer und Naturkatastrophen wie Unwetter und Überschwemmungen, oder auch die drohende Wasserknappheit, haben in den letzten Jahren dazu gefĂŒhrt, dass das öffentliche Bewusstsein ĂŒber die Problematik des Klimawandels deutlich zugenommen hat.

Um den Klimawandel zu verlangsamen, versuchen viele von uns ihr Konsumverhalten anzupassen. Wie können wir dabei unterstĂŒtzt werden, relevante Anpassungen in unserem Konsumverhalten vorzunehmen? Und wie funktionieren ökonomische Lösungen wie z. B. eine CO2-Steuer?

Eine Steuer auf Kohlendioxid (CO2) ist eine Lenkungsabgabe auf den CO2-Ausstoss (und möglicherweise auch weiteren Treibhausgasen). Die Idee ist, dass die Steuer die Höhe der durch den Treibhausgasausstoss verursachten KlimaschĂ€den abbildet und somit die Preissignale auf dem Markt korrigiert, der diese Klimafolgen sonst nicht berĂŒcksichtigen wĂŒrde.

In der Ökonomie spricht man in diesem Zusammenhang von der Internalisierung negativer externer Effekte. Die negativen externen Effekte sind SchĂ€den, die aufgrund der Produktion und/oder des Konsums eines Gutes Dritten entstehen, die nicht direkt an einer Transaktion beteiligt sind.

Bei einem Flug, zum Beispiel, entstehen Dritten SchĂ€den aufgrund der durch den Flug verursachten Treibhausgasund LĂ€rmemissionen. Negative externe Effekte stellen einen klassischen Grund fĂŒr Marktversagen dar: es kommt zu Überkonsum, da die negativen externen Effekte nicht in den Marktpreisen abgebildet sind.

Mittels einer CO2-Steuer wird versucht dieses Marktversagen zu korrigieren. Die Preise steigen, der Konsum sinkt und somit nehmen die negativen externen Effekte und damit die UmweltschÀden ab.

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Inside im GesprĂ€ch ĂŒber den Klimawandel

Der Klimawandel ist ungerecht. Teilst du diese Ansicht?

Ja, das kann man schon so sagen. Es ist grundsÀtzlich ungerecht, dass die Industriestaaten einen Grossteil ihres Reichtums durch den Verbrauch fossiler Energie und unter Ausstoss grosser Mengen Treibhausgase erreicht haben. Damit haben die reichen Industriestaaten deutlich mehr zum Klimawandel beigetragen als Àrmere LÀnder. Die Konsequenzen tragen aber alle und Anpassungsmassnahmen sind in reichen LÀndern tendenziell leichter zu verkraften als in armen.

Demnach ist auch eine CO2-Steuer ungerecht?

Das ist eine wichtige Frage. CO2-Steuern werden oft als ungerecht kritisiert. FĂŒr Ă€rmere Haushalte sind die Preiserhöhungen durch die Steuern relativ zu ihrem Einkommen grösser und daher verzichten die Betroffenen eher auf den Konsum eines CO2-intensiven Gutes (das durch die Steuer teurer geworden ist) als begĂŒtertere Haushalte. Gleichzeitig ist die Lenkungswirkung selbstverstĂ€ndlich gewollt. Eine Möglichkeit wĂ€re es, die Steuereinnahmen an alle Haushalte gleichmĂ€ssig zurĂŒck zu verteilen. Da reichere Haushalte mehr ausgeben fĂŒr den Konsum CO2-intensiver GĂŒter und Dienstleistungen als Ă€rmere Haushalte, wĂŒrden Ă€rmere Haushalte aus finanzieller Sicht von einer rĂŒckverteilten CO2-Steuer tendenziell profitieren, da viele von ihnen mehr zurĂŒckerhalten wĂŒrden, als dass sie aufgrund der CO2-Steuer bezahlen.

Könnte man nicht einfach die Einkommenssteuer erhöhen oder eine Erbschaftssteuer erheben, um diese Einnahmen fĂŒr Investitionen in grĂŒne Technologie zu verwenden?

Investitionen in Grundlagenforschung und grĂŒne Technologien sind sicher wichtig. Wie man die finanzieren will, muss (und wird) in demokratischen Prozessen bestimmt werden. Aus ökonomischer Sicht besteht die Herausforderung bei solchen Steuerarten darin, dass sie keinerlei Lenkungseffekte auf Nachfrage und Angebot haben. Wenn wir den Klimawandel effektiv bekĂ€mpfen wollen, mĂŒssen aber sowohl Produktionstechnologie als auch Konsummuster angepasst werden.

Gibt es Studien, die untersuchen, ob soziale Vergleiche (z. B. unter Nachbarn oder Arbeitskolleginnen und -kollegen) einen Einfluss auf freiwillige VerhaltensÀnderungen haben?

Ja, das ist ein gut erforschtes Gebiet. Soziale Vergleiche sind ein typisches Beispiel fĂŒr «Nudging». Wenn aufgezeigt werden kann, dass im Vergleich zum Durchschnitt ein weniger umweltfreundliches Handeln besteht (dass z. B. jemand mehr Strom konsumiert als der Durchschnitt), kann das einen motivierenden Effekt erzeugen. Gleichzeitig kann es demotivierend sein, wenn die Erkenntnis besteht, mehr fĂŒr die Umwelt zu tun als andere. Auch diesen möglicherweise demotivierenden Effekt sollte man bei der Implementierung solcher «Nudges» beachten.

QUIZ

Welche VerhaltensÀnderungen machen einen Unterschied?

Die Problematik des Klimawandels wird mittlerweile grösstenteils erkannt und ein Grossteil der Gesellschaft scheint auch bereit, ihr Verhalten zu Ă€ndern. Es ist aber gar nicht so einfach zu wissen, welche VerhaltensĂ€nderungen fĂŒr den Klimaschutz tatsĂ€chlich relevant sind.

WĂ€hlen Sie jeweils, welche der beiden Optionen den tieferen CO2eq (CO2-Äquivalente) Ausstoss verursacht:

  • Genf bis Barcelona mit dem Flugzeug (Economy)
  • Genf bis Barcelona mit dem Auto (1 Person, Benziner, Mittelklassewagen)
 
  • 10 km Autofahrt im Stadtverkehr (1 Person, Benziner, Mittelklassewagen)
  • 200 g Rindssteak
 
  • 60 g HartkĂ€se
  • 120 g Poulet

CO2-FussabdrĂŒcke bestimmter TĂ€tigkeiten abzuschĂ€tzen ist schwierig und daher ist es fĂŒr alle von uns auch schwierig einzuschĂ€tzen, welche VerhaltensĂ€nderungen wirklich einen Unterschied machen.

Die Lösungen finden Sie auf der Seite 44, Inside Ausgabe Dezember 2022.

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