Das Forschungsteam verfolgt bei dieser Studie einen quantitativen Ansatz, der mikroökonomische Theorie mit Umfragen, Laborexperimente und Feldexperimenten kombiniert. Das Ziel ist, die Annahmen und Vorhersagen eines verhaltensökonomischen Modells zu testen, mit dessen Hilfe man die Effektivität verschiedener politischer Massnahmen (z. B. einer CO2-Steuer) bewerten kann.
Umfrageexperiment
In einem Umfrageexperiment mit einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Bevölkerung, untersuchen die drei Ökonomen die Hypothese, dass Personen, für die eine Reduktion ihres CO2-Konsums besonders schmerzhaft oder lästig wäre (z. B. weil ihnen der Umstieg von Auto auf öV viel Zeit kosten würde), zu besonders verzerrten Erwartungen über ihren tatsächlichen CO2-Fussabdruck neigen.
Laborexperiment
Das Laborexperiment testet den Effekt von Preisen auf (verzerrte) Erwartungen und Konsumverhalten. Laut ökonomischer Theorie ist der Nutzen der Selbsttäuschung (d. h. der Verzerrung der Erwartungen des eigenen CO2-Fussabdrucks) umso grösser, je niedriger der Preis eines Gutes ist. Konsumentinnen und Konsumenten sollten zudem umso elastischer auf eine Preisänderung reagieren, je mehr Spielraum sie für verzerrte Erwartungen haben. Im Labor können die Forschenden sowohl die Preise für CO2-intensive Konsumgüter (z. B. Avocado, Kaffee, Schokolade) als auch den Spielraum für opportunistische Selbsttäuschung exogen variieren.
Feldexperiment
«Je höher mein Schuldempfinden ist, desto schlechter schmeckt mir das Schnitzel».
In einem Feldexperiment in Universitätsmensen testet das Forschungsteam, wie sich unterschiedliche Aufklärungskampagnen auf den Fleischkonsum von Studierenden auswirken. Die Forschenden variieren dabei, ob die Kampagnen den CO2-Fussabdruck der eigenen sozialen Gruppe (z. B. Internet-Streaming) oder den einer anderen sozialen Gruppe in den Vordergrund stellen (z. B. Kreuzfahrten).
Politische Implikationen
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen politischen Entscheidungsträgern dabei helfen, zu verstehen, wie die Fehleinschätzungen der Menschen bezüglich ihres CO2-Fussabdrucks mit ihren individuellen Präferenzen und Lebensumständen interagieren. Wenn opportunistische Erwartungen tatsächlich zu einer grösseren Preiselastizität der Nachfrage beitragen, würde dies bedeuten, dass politische Instrumente, die den Preis für CO2-intensive Produkte erhöhen (z. B. eine CO2-Steuer), die Nachfrage nach diesen Produkten noch effektiver reduzieren können als bislang geglaubt. Distorted Beliefs and Consumers’ Carbon Emissions: Ein aktuelles Forschungsprojekt Ein quantitativer Ansatz Forschung 19