Die FernUni Schweiz setzt seit Anfang des Jahres 2024 zur Unterstützung des Rektorats einen Experten in Hochschulentwicklung, -förderung und -politik ein. Dr. Georges Klein, ein Mathematiker mit einem CAS in Forschungsmanagement, hat zehn Jahre lang auf strategischer und operativer Ebene beim Schweizerischen Nationalfonds gearbeitet. Er bringt den strategischen Weitblick und eine langfristige Vision für die Entwicklung unserer Institution mit. Inside hat sich mit ihm unterhalten.


Dr. Georges Klein
Inhaber der Stabsstelle Rektorat und Experte in Hochschulentwicklung, -förderung und -politik

Herzlich willkommen, Georges! Sie kommen zu einem entscheidenden Zeitpunkt zur FernUni Schweiz, da wir auf die Akkreditierung als kantonale Universität hinarbeiten. Dieses Thema beschäftigt Sie sicherlich sehr?

Vielen Dank! Selbstverständlich ist die Akkreditierung im Jahr 2027 ein wichtiges Thema, das im Zentrum der aktuellen Strategie der FernUni Schweiz steht. Damit wir den bedeutenden Schritt vom universitären Institut zu einer Universität schaffen, mĂĽssen wir unter anderem unsere Institution stärken und unser Angebot weiter ausbauen – nicht vordergrĂĽndig in Bezug auf die gelehrten Disziplinen, sondern auf die AbschlĂĽsse, die erworben werden können. Unser Bestreben ist es insbesondere, eigenständig Doktortitel zu verleihen und damit das Studienangebot nach dem Bologna-System, das die drei Stufen Bachelor, Master und Doktorat umfasst, zu vervollständigen. Meine Aufgabe besteht darin, die FernUni Schweiz dabei zu unterstĂĽtzen, heute die Weichen dafĂĽr zu stellen, dass wir 2027 diesen wichtigen Meilenstein erreichen können.

Abgesehen davon wurde ich nicht ausschliesslich engagiert, um zur Akkreditierung beizutragen. Sie stellt einen wichtigen Meilenstein dar, nicht aber den Endpunkt unserer Entwicklung. Morgen wird es darum gehen, das, was wir heute umsetzen, zu konsolidieren. Daher zählt es auch zu meinen Aufgaben, das Rektorat dabei zu unterstĂĽtzen, die Entwicklungen der nächsten 10, 15 Jahre zu antizipieren â€“ fĂĽr eine zukunftsorientierte FernUni Schweiz.

Was sind die strategischen Herausforderungen für die FernUni Schweiz auf längere Sicht?

Insbesondere mĂĽssen wir bestimmen, welche Disziplinen vielversprechend sind oder gar neu entstehen, sich fĂĽr den Fernunterricht eignen und eine kohärente Erweiterung unseres Angebots ermöglichen. Meine Aufgabe wird es sein, Möglichkeiten aufzuzeigen, aber keinesfalls, eine Richtung innerhalb der Disziplinen selbst vorzugeben. Die Professorinnen und Professoren verfĂĽgen in ihren Disziplinen ĂĽber eine umfassende akademische Freiheit. Ich hoffe, dass ich zusammen mit ihnen neue Ausrichtungen finden kann.

Entscheidend ist nicht, mit den anderen Schweizer Hochschulen zu konkurrieren, sondern ergänzend ein attraktives vielseitiges universitäres Angebot zu entwickeln, das sich fĂĽr das Fernstudienformat eignet. So können wir unseren einzigartigen Bildungsauftrag erfĂĽllen, der darin besteht, ein qualitativ hochwertiges Studium anzubieten, das mit Beruf und Familie vereinbar ist und zu einem anerkannten Hochschulabschluss fĂĽhrt.

In der Tat besteht eines der grossen strategischen Ziele darin, die Positionierung der FernUni Schweiz in der Schweizer Hochschullandschaft zu stärken. Wie sehen Sie die Stellung unserer Institution unter den Schweizer Hochschulen?

Wir werden sicherlich unsere Institution selbst, unsere eigene Identität und unsere Positionierung insbesondere in der Hochschulpolitik weiterentwickeln. Mir ist es sehr wichtig, dies in Synergie und auf Augenhöhe mit den anderen Institutionen zu tun. Denn die Forschung lebt von vielfältigen Perspektiven, vom internationalen und institutionsĂĽbergreifenden Austausch. Dies ist einer der GrĂĽnde, weshalb die Vernetzung so wichtig ist, sowohl fĂĽr jede einzelne Forscherin und jeden einzelnen Forscher als auch fĂĽr die FernUni Schweiz als Ganzes. Unser Ziel ist es daher, unser Profil zu schärfen und gleichzeitig starke Beziehungen zu anderen Institutionen aufzubauen.

Das Networking wäre demnach eine der wesentlichsten Optimierungsmöglichkeiten fĂĽr die FernUni Schweiz?

Es stimmt, dass die FernUni Schweiz momentan noch wenig bekannt ist, selbst im akademischen Umfeld in der Schweiz. Es ist klar, dass wir unsere Sichtbarkeit und unser institutionelles Netzwerk weiter ausbauen mĂĽssen: Im Vergleich zu den meisten Hochschulen in der Schweiz ist die FernUni Schweiz noch recht jung.

Dennoch ist unser nationales und internationales Netzwerk nicht inexistent. Auf internationaler Ebene sind wir zum Beispiel Mitglied der EADTU (European Association of Distance Teaching Universities) und tauschen unsere Erfahrungen regelmässig mit anderen Fernuniversitäten aus. Mit diesen sind wir gut vernetzt.

Wir werden uns daher in einer ersten Phase auf die Vernetzungsmöglichkeiten in der Schweiz auf Hochschulebene und natĂĽrlich darĂĽber hinaus konzentrieren, bevor wir unsere BemĂĽhungen auf die internationale Ebene ausweiten. Gute Kontakte zwischen den verschiedenen Hochschulen ermöglichen es einerseits, bewährte Praktiken auszutauschen, vorausschauend zu handeln und zu einer kohärenten Hochschullandschaft in der Schweiz beizutragen, und andererseits, den jeweiligen Mehrwert jeder Hochschule fĂĽr das akademische Umfeld der Schweiz zu schätzen.

Wie sehen Sie Ihre Rolle bei der FernUni Schweiz?

Meine Aufgabe ist es, die Entwicklung unserer Institution zu unterstĂĽtzen und mit einem Blick von aussen zu helfen, die Weichen fĂĽr die Zukunft zu stellen. Das bedeutet insbesondere, mich ĂĽber die geltenden Standards auf dem Laufenden zu halten, die politische Ebene sorgfältig im Auge zu behalten, sowie das Potenzial und die Chancen, die sich aus der einzigartigen Mission der FernUni Schweiz ergeben, bestmöglich zu nutzen. Unser Ziel ist es, diese Mission unter hervorragenden Bedingungen zu erfĂĽllen, indem wir ein qualitativ hochwertiges und sichtbares Angebot bereitstellen. Ich sehe mich als Vermittler in einer Scharnierfunktion, fĂĽr die strategische und operative Entwicklung der Institution als Ganzes. Mein Bestreben ist es, im Dialog mit allen Interessengruppen zu arbeiten und auf der Grundlage meiner persönlichen Erfahrung in der Forschung und im Forschungsmanagement die BedĂĽrfnisse jeder und jedes
Einzelnen zu hören und im Kern zu verstehen.

Schliesslich hoffe ich, dass die FernUni Schweiz mit meiner UnterstĂĽtzung vom Know-how etablierter Institutionen profitieren kann, sowohl inhaltlich als auch strukturell. Wir haben das GlĂĽck, dass wir eine agile und anpassungsfähige Institution geblieben sind. Bei unseren KonsolidierungsbemĂĽhungen wird es darum gehen, ein Gleichgewicht zwischen soliden Strukturen und Flexibilität zu finden.

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