Uni60+ : Digitale Kompetenzen und Alter(n)
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«Den Grad der Zivilisation einer Gesellschaft kann man am Zustand ihrer Gefangenen ablesen.»
F. Dostojewskij
In Bezug zu Straftaten lĂ€sst sich die öffentliche Meinung, die insbesondere ĂŒber (soziale) Medien reprĂ€sentiert wird, fast ausschliesslich durch das Interesse an der Bestrafung von StraftĂ€ter/innen charakterisieren. RegelmĂ€ssig wird bei schweren Straftaten die Anwendung des schwersten Eingriffsinstruments in die PrivatsphĂ€re gefordert, welches dem Staat zur VerfĂŒgung steht: Freiheitsstrafe in der Strafvollzugsanstalt.
DemgegenĂŒber fĂ€llt auf, dass das öffentliche Interesse an StraffĂ€lligen ab dem Zeitpunkt ihrer Verurteilung ĂŒblicherweise stark nachlĂ€sst. Wie der Strafvollzug im GefĂ€ngnis konkret von den Betroffenen wahrgenommen und empfunden wird, bleibt meist im Dunkeln. Dabei könnte man meinen, dass es uns interessieren sollte, wie der «Wirkstoff» Strafvollzug nun auf kriminelle Tendenzen der Inhaftierten Einfluss nimmt. FĂŒr gewöhnlich wird aber Ă€usserst wenig Rechenschaft ĂŒber die von Strafvollzugsanstalten ausgehenden Wirkungen auf ihre «Einwohner» abgelegt, obwohl ein konstruktiver Umgang mit StraffĂ€lligen auch im Interesse der Allgemeinheit wĂ€re.
Dieses Webinar gibt ĂŒber Befunde und konkrete Situationsschilderungen innerhalb des Strafvollzugs einen Einblick in das Erleben von Strafgefangenen. Dr. iur. Martin Brandenstein zeigt auf, welche Wechselwirkungen sich im Kontext allgemeiner Sicherheitsinteressen zwischen den psychischen Bedingungen von Inhaftierten einerseits und den vom Strafvollzug ausgehenden psychischen Wirkungen andererseits ausmachen lassen. Anschliessend werden mögliche kriminalpolitische Konsequenzen angedeutet.
Dr. iur. Martin Brandenstein, Dipl.-Psych. studierte Psychologie in WĂŒrzburg und Freiburg i. Br. (Dtld.) sowie (ĂŒberlappend) Rechtswissenschaften in Freiburg i. Br. und Köln (Dtld.). Er promovierte in Rechtswissenschaften am MPI fĂŒr auslĂ€ndisches und internationales Strafrecht in Freiburg i. Br. ĂŒber ein kriminologisches Thema im Bereich des Strafvollzugs. Von 2009-2019 war Dozent fĂŒr Kriminologie an der UniversitĂ€t Bern und ist seit 2012 bis heute Dozent fĂŒr Rechtspsychologie an der UniversitĂ€t Bern. Zudem ist er seit 2019 selbststĂ€ndiger forensisch-psychologischer SachverstĂ€ndiger in Freiburg i. Br. und Forschungsassistent bei Prof. Dr. Cathrine Konopatsch an der FernUni Schweiz.