Die FernUni Schweiz lanciert zu Beginn des Herbstsemesters 2024 einen neuen Master-Studiengang in Zeitgeschichte. Das Studium verbindet vielfältige Themenbereiche des 19. bis 21. Jahrhunderts mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen. Das universitäre Institut begrüsst im Zuge dessen eine neue Assistenzprofessorin in Geschichte, Prof. Dr. Sabine Pitteloud, die als Studiengangsleiterin fungieren wird.

Schwerpunkt e-History

Der neue Master-Studiengang bietet ein fundiertes universitäres Studium in Zeitgeschichte (19. und 20. Jahrhundert) und sensibilisiert Studierende mit seiner digitalen Ausrichtung für die Herausforderungen der e-History, also der Anwendung von IT-Techniken und -Tools im Bereich der Geschichtswissenschaften. Im Fokus stehen die Digitalisierung, ihre Auswirkungen und im Zusammenhang stehende Forschungsschwerpunkte. Gleichzeitig wirft der Studiengang einen kritischen Blick auf die damit zusammenhängenden Herausforderungen. Die technischen, digitalen und traditionellen Kompetenzen wie kritische Quellenanalyse, kritisches Lesen sowie Argumentieren und Schreiben sind fester Bestandteil des Studiums.

Der dreisprachige Master-Studiengang ist so konzipiert, dass die Studien- und Lernzeit flexibel gestaltet werden kann – alles eingebettet in einem klar definierten Rahmen mit vorgesehenen Fixpunkten. Er ermöglicht zudem, technische oder reflexive Module im
Selbststudium zu wählen, Praktika zu absolvieren und einen Beitrag zu wissenschaftlichen Veranstaltungen zu leisten. Deutsch-, französisch- und englischsprachige Studierende absolvieren denselben Studiengang, aber die Studierenden können sich in der eigenen Sprache ausdrücken und werden in dieser Sprache beurteilt; diese Unterrichtsform bereitet die zukünftigen Absolventinnen und Absolventen auf die beruflichen Realitäten in der Schweiz vor.  

Die vertieften Themenbereiche stehen im Zusammenhang mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Der Studiengang umfasst zum Beispiel Module, die sich mit der Geschichte der Umweltverschmutzung und der politischen Geschichte von Minderheiten befassen.

Prof. Dr. Christina Späti

Dekanin der Fakultät Geschichte

«Es ist entscheidend, die Mechanismen der emotionalen Veränderung und ihre funktionalen Verbindungen zur psychischen Gesundheit zu verstehen. Sie tiefgreifend zu erforschen bedeutet, die Tür zu neuen Behandlungsmodellen zu öffnen, aber auch Wege zur Prävention und zur Verbreitung von Wissen über psychische Gesundheit zu finden.»

Interview mit Prof. Dr. Sabine Pitteloud

Sie sind seit 2023 Assistenzprofessorin in Geschichte an der
FernUni Schweiz und nun verantwortlich für den Master-Studiengang.
Wie entstand dieser neue Studiengang?

Dieser Master-Studiengang ist das Ergebnis eines mehrjährigen Prozesses, der bereits vor meiner Ankunft bei der FernUni Schweiz in Angriff genommen und mit einem wissenschaftlichen Komitee, das sich aus Expertinnen und Experten verschiedener Aspekte der digitalen Geschichte zusammensetzte, angestossen wurde. Das Programm wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Dienst EDUDL+ der FernUni Schweiz entwickelt, das auf E-Learning-Tools und pädagogische Begleitung spezialisiert ist. Schliesslich haben wir das Glück, mit Dozierenden verschiedener Universitäten zusammenzuarbeiten, die jeweils ihr wertvolles Fachwissen in unseren
Master-Studiengang einbringen. Ziel war es, einen Studiengang anzubieten, der sowohl für Geschichtsinteressierte reizvoll ist als auch für Personen, die praktische Fähigkeiten erwerben möchten, um sich beruflich weiterzuentwickeln.
 

Geschichte und digitale Technologien können auf den ersten
Blick als Gegensätze erscheinen. Warum diese Ausrichtung?

Ob es uns nun gefällt oder nicht, auch die Geschichtswissenschaften sind von den technologischen Entwicklungen betroffen. Dank der Digitalisierung können grosse Mengen an Text- und Bilddaten zusammengestellt und analysiert werden. Technologische Werkzeuge dienen auch für die Verbreitung der historischen Forschung; z. B. in Form von Videos, Podcasts oder kartografischen Visualisierungstechniken. Die historischen Quellen der Zukunft werden zudem de facto digital sein (sog. Digital Natives): E-Mails, Wordund PDF-Dokumente, Auszüge aus sozialen Netzwerken usw. Gleichzeitig verlieren die klassischen Kompetenzen von Historikerinnen und Historikern, wie z. B. Kontextualisierung und Quellenkritik, durch die Nutzung digitaler Quellen und Werkzeuge in keiner Weise an Relevanz. 

Diese Praktiken werfen zudem neue ethische und praktische Fragen auf, wie z. B. den unterschiedlichen Zugang über die digitaleKluft, die Achtung des geistigen Eigentums und Open Science oder die Möglichkeit, die Quellen für zukünftige historische Forschungen zu bewahren. Die FernUni Schweiz ist aufgrund ihres berufsbegleitenden Online-Lehrformats die perfekte Institution, um eine universitäre Ausbildung anzubieten, die sich mit diesen Herausforderungen befasst. Die FernUni Schweiz bringt zudem Studierende aus verschiedenen Kantonen und Nationalitäten zusammen, die ihre vielfältigen Berufserfahrungen einbringen, was die Diskussionen sehr bereichert.
 

Was ist das Ziel dieses Studienprogramms?

Das Ziel des Master-Studiengangs in Geschichte ist es, den Studierenden eine spannende universitäre Ausbildung in Zeitgeschichte
zu bieten und sie auf das Berufsleben vorzubereiten, indem ihnen gefragte Kompetenzen wie hervorragende analytische Fähigkeiten oder der Umgang mit digitalen Tools vermittelt werden. Die Themen der Module zielen darauf ab, wichtige zeitgenössische Herausforderungen zu beleuchten. Mein Modul wird sich zum Beispiel mit der Geschichte der Umweltverschmutzung und ihrer Regulierung befassen. Wir werden uns mit den verschiedenen Arten von Quellen und Daten beschäftigen, mit denen die Diskussionen über Umweltvorschriften, Lobbying oder Greenwashing dokumentiert werden können, von traditionellen Papierquellen aus Regierungsarchiven bis hin zu vertraulichen Dokumenten, die von Whistleblowern online gestellt werden. Angesichts der Umweltzerstörung und des Klimawandels ist es entscheidend, die historischen Pfade zu verstehen, die uns in die heutige Situation gebracht haben, und auch die vorherrschenden Diskurse und Lösungsvorschläge anhand vergangener Erfahrungen kritisch zu hinterfragen.


Prof. Dr. Sabine Pitteloud
Studiengangsleiterin Master of Arts in Historical Sciences

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